Von Friedrich Nietzsche zum College de Sociologie

Steffen Dietzsch / Heinz Mürmel (Hgg.)

Von Friedrich Nietzsche zum College de Sociologie

Das Irrationale begreifen

Paperback, 271 Seiten

ISBN 978-3-944512-18-1

Preis Euro 19,80

 

 

 

 

 

Carlos Marroquin kam im Herbst 1965 von der Universität in Ciudad de Mexiko – über französische Umwege – nach Leipzig. Er wollte hier weiter Philosophie studieren. Für die Philosophische Fakultät hier war dieser Herbst ein sozusagen säkularer Augenblick – 200 Jahre zuvor begann Goethe sein Studium in Leipzig und 100 Jahre später hatte sich Nietzsche hier immatrikuliert. Diese historischen Koordinaten verstärkten für den Studenten Marroquin den mythischen Reiz der alten Buch-, Messe- und Musikstadt, von der er schon als Gymnasiast in seiner Geburtsstadt La Nueva Guatemala de la Asunción (Guatemala City) von leipzigbegeisterten Deutsch- und Philosophielehrern gehört hatte.

Carlos Marroquin war für seine deutschen Kommilitonen ein edukativer Glücksfall (außerhalb des Hörsaals). Er ›alphabetisierte‹ sie in zeitgenössischer lateinamerikanischer und romanischer Literatur und Kunst. Von ihm hörten sie zum ersten Mal die Namen Lautréamont, Cortázar, Raymond Roussel,Breton, Borges, Machado oder Céline. Er hat dann selber Texte aus diesem Kulturkreis in DDR-Verlagen veröffentlicht; so u.a. Gedichte von Octavio Paz (1981), Essays von Miguel Angel Asturias (1987) oder Texte von Claude Lévi-Strauss (1988). Carlos Marroquin unterstützte in Leipzig auch eine kleine Filmbühne, die er anregte, regelmäßig die Streifen des Kinos der Moderne zu zeigen: Luis Buñuel (Ein andalusischer Hund, L’áge d’or), die Nouvelle Vague, Viscontis Erstling Besessenheit, Michelangelo Antonionis Blow up oder Ingmar-Bergmann-Filme.

Sein philosophisches Interesse galt neben der Klassischen Deutschen Philosophie und Marx natürlich dem Werk Friedrich Nietzsches, dessen nahe Wirkungsstätten in Leipzig, Röcken und Naumburg auch regelmäßige Ausflugsziele mit Freunden (und Freundinnen) war.

INHALT Zueignung Seite 7
Steffen Dietzsch und Leila Kais: Metamorphose Seite 9
Christiane Altmann: Die Zeitkonzeption von Henri Hubert: Praktisch illustriert am Gebetsritus der Chabad-Chassidim Seite 17
Bianka Jacob: Saint Besse: Die selbstfinanzierte Studienreise Seite 39
Heinz Mürmel: Die landwirtschaftliche Siedlung der Deutschen Erneuerungs-Gemeinde: Ansätze ›rassegemäßen‹Lebens in Leipzig, in der Priegnitz und in Dresden. Einige Bemerkungen nach Postulaten der Durkheimianer. Seite 60
Frank Neubert: Gurus des Individualismus? Überlegungen zu Individualismus, Individualisierung und Religion von Émile Durkheim bis Ulrich Beck Seite 74
Silvio Pfeuffer: Das Schweigen der Jünger in Zarathustras Sprechen – und umgekehrt. Zur Dechiffrierung des Sozialen bei Nietzsche Seite 93
Ramon Reimann: Zur Entstehung und Edition eines Gedichtentwurfs von Friedrich Nietzsche aus dem Jahre 1884 Seite 116
Alexander Riley: Le Mexique Fantôme: Myth, Death, and the Other Seite 134
Ulrich Schödlbauer: Über den Exzess Seite 160
Jacqueline Shehab; Christian Böwe : Expedition Leipzig - San Besso: Zum Einfluss von Robert Hertz auf fröhliche Wissenschaftler Seite 181
Manuel Stadler: Die Reise zum Heiligtum des San Besso Seite 212
Ivan Strenski: Malinowski among the Kobiety Seite 233
Ute Wegert: Halbwachs auf Island Seite 242
Klaus Wolfram: Verborgene Zeitbestimmungen in Max Webers Rationalitätsbegriff Seite 250
Bibliographie Carlos Marroquin Seite 267

Paris: Ein Ball

 Rainer Paris

Ein Ball

Kleine Schriften zur Soziologie

 Gebunden, 160 Seiten

ISBN: 978-3-944-512-15-0

Preis: 19,80

 

 

 

 

 

 

Der Band versammelt verstreute Artikel und Arbeiten, die an einzelnen Situationen und Gegenständen des Alltags elementare Prozesse des Sozialen aufzuschlüsseln versuchen. Es geht in diesen Essays um Leidenschaft und Misstrauen, Spielen und Sonnenbaden, Intrige und Ordnung in Paarbeziehungen. Sie folgen damit einer Maxime des Göttinger Altmeisters Hans Paul Bahrdt: Gute Soziologie sollte so ähnlich funktionieren wie ein Jo-Jo: Vom Konkreten zum Abstrakten, dann wieder zum Konkreten, zum Abstrakten usw. usf.

Rainer Paris, Jg. 1948, war bis 2013 Professor für Soziologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal.

Steiger: Bilder und Bibel

Johann Anselm Steiger

Bilder und Bibel

Die Titelkupfer der Lutherbibel des Lüneburg Stern-Verlags (1650)

und die Kooperation Johann Rists mit Franz Steuerhelt

Gebunden 128 Seiten

ISBN 978-3-944512-13-6

Preis: 29.80

 

 

 

 

Die Titelkupferstiche der vom Lüneburger Stern-Verlag im Jahre 1650 produzierten Lutherbibel sind als wichtige Zeugnisse barock-lutherischer Intermedialität anzusehen, insofern sie Kerntexte der Bibel und Bildmedien aufeinander beziehen und einer gegenseitigen Interpretation zuführen. Alle drei Titelkupfer weisen eine komplexe, von hohem exegetischem und theologischem Reflexionsniveau zeugende ikonographische Gestaltung auf, in der – gemäß den diesbezüglich einschlägigen Grundsätzen frühneuzeitlich-lutherischer Hermeneutik – das Alte und das Neue Testament eng miteinander verzahnt werden. Intermedialität und Intertestamentarizität gehören hier zusammen

Richard Utz: Blind Dates

Richard Utz: Blind Dates Richard Utz

Blind Dates

Soziologische Begegnungen mit dem Alltäglichen

Gebunden, 208 Seiten

ISBN 978-3-944512-01-3
Euro 19,80


Alle Essays verdanken sich unerwarteten Anfragen und spontanen Antworten. Rasch kam ein Titel in den Sinn und von ihm ließ sich der Autor festlegen. Pure Lust an plötzlicher Reflexion und Vertrauen auf weitere Einfälle, Reinfall nicht ausgeschlossen, ermunterten zu tieferen Bohrungen. Ihre Themen suchen sie sich im Naheliegenden, im alltäglich ›Allzualltäglichen‹. Das Selbstverständliche wird zum »Abenteuer des Geistes« (Georg Simmel), zu einem »Blind Date« mit der Wirklichkeit, sobald wir die Komplizenschaft mit seiner fraglosen Gültigkeit aufkündigen und ihm auf diese Weise etwas von der überraschenden Außeralltäglichkeit zurückgeben, die es am Tag seiner Erfindung gehabt haben mag.