In der Reihe der Texte zur Wissensgeschichte der Kunst werden zentrale und weniger bekannte Quellentexte in kommentierten deutschsprachigen Ausgaben zugänglich gemacht. Den ausgewählten Texten wird dabei eine grundlegende Bedeutung für die Wissensgeschichte des Bildes in der Frühen Neuzeit zugemessen. Hierbei ist von besonderem Interesse, ob in der schriftlichen Reflexion wichtige Fragen zur Epistemologie des Bildes greifbar werden. Der genuine Malereitraktat kann dabei ebenso aussagekräftig sein wie die humanistische Impresentheorie, die Künstlervita oder wahrnehmungstheoretische Traktate und ähnliche kunstrelevante wissenschaftliche Texte. Die Öffnung der Schriftenreihe zur frühneuzeitlichen Wissenschaftsgeschichte signalisiert, daß es den Herausgebern um die grundlegende Frage des Austausches zwischen Kunst und Wissenschaft in der Frühen Neuzeit geht. Der Schwerpunkt liegt einerseits auf Texten, die der Forschung bisher unbekannt geblieben sind, andererseits aber auf solchen, die durch eine neue Übersetzung und Kommentierung stärker in aktuelle Fragestellungen der Bildforschung einbezogen werden können. Das Ziel ist, das bestehende Corpus der „Kunstliteratur“ zu erweitern und dessen eng gezogene Grenzen zu durchbrechen, indem auch Schriften in den Blick geraten, die nicht ausschließlich kunsttheoretischer Natur sind. Die Ankündigung der Buchreihe versteht sich auch als ein Aufruf an interessierte Kunst- und Wissenschaftshistoriker/innen, selbst mit Vorschlägen für eine Edition an die Herausgeber heranzutreten.
Die Texte zur Wissensgeschichte der Kunst werden von der Max-Planck-Research-Group Das wissende Bild. Epistemologische Grundlagen profaner Bildlichkeit vom 15. bis 19. Jahrhundert am Kunsthistorischen Institut in Florenz (Max-Planck-Institut) in Zusammenarbeit mit dem Manutius Verlag herausgegeben.
Editionsplan
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Kategorie: Texte zur Wissensgeschichte der Kunst
Pierre II. Woeiriot de Bouzey
Antiquarum Statuarum Urbis Romae Liber Primus [um 1575]
Herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort von Ulrich Pfisterer
Gebunden, 254 Seiten
Zahlreiche Abbildungen (ca. 75)
ISBN 978-3-934877-93-1
Preis: Euro 38,00
Die erste Sammlung von Nachstichen antiker Statuen im französisch-sprachigen Raum erschien um 1575 unter dem Titel Antiquarum statuarum Urbis Romae liber primus Die 54 Radierungen stammen von dem Goldschmied und graveur Pierre II. Woeiriot de Bouzey (1532-1599), der aus dem lothringischen Kleinadel stammte und mit führenden Humanisten in Lyon im Austausch stand. Sein außergewöhnliches künstlerisches Selbstbewußtsein demonstriert allein schon sein druckgraphisches Selbstbildnis, ebenfalls das erste im französisch-sprachigen Raum. Die Herausforderungen, die Woeiriots Antiquae statuae stellen, beschränken sich nicht auf die Frage nach der Rezeption antiker Kunst im Frankreich des späten 16. Jahrhunderts. Im bislang unbekannten Widmungstext zu dieser Sammlung bekennt Woeiriot freimütig, daß seine Radierungen gar nicht unmittelbar nach den antiken Statuen aufgenommen worden waren, sondern extrem verkleinert eine Stichfolge des Giovanni Battista Cavalieri kopieren. Hieran lassen sich exemplarisch die zeitgenössischen Diskussionen über den Stellenwert von eigener Erfindung versus Nachahmung und die Spannungen zwischen dem Anspruch auf eine erneuerte französische Kultur und den weithin vorbildlichenModellen der Antike und Italiens aufzeigen. Woeiriots Radierungen in ihrer virtuosen Miniaturisierung und charakteristischen Technik erweisen sich dabei als Versuch einer Übersetzung dieser Vorbilder mit den spezifischen Mitteln 'französischer Kunst'.
Für diese kommentierte Ausgabe stand erstmals ein vollständiges Exemplar des seltenen Werkes zur Verfügung. Im Anhang sind zudem alle anderen überlieferten Texte Woeiriots abgedruckt, die ein Gesamtbild seiner Vorstellungen zu Kunst und Künstlertum zu rekonstruieren erlauben.
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Kategorie: Texte zur Wissensgeschichte der Kunst
Carl Friedich von Rumohr
Kunstgeschichte des mittelalterlichen Lübeck
(Einige Nachrichten von Alterthümern des Transalbingischen Sachsens)
Wien 1813
Herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort von Iris Wenderholm
ISBN: 978-3-934877-82-5
Preis: Euro 29,80
Carl Friedrich von Rumohr (1785-1843) widmet sich in seinem Text Einige Nachrichten von Alterthümern des transalbingischen Sachsens der Kunst und Architektur jenseits der Elbe seit wendischer Zeit bis in das 16. Jahrhundert. Einen besonderen Schwerpunkt legt er auf die Bau- und Bildkünste Lübecks und rückt damit eine Kulturlandschaft in den Mittelpunkt des kunsthistorischen Forschungsinteresses, die bis zu diesem Zeitpunkt von der Romantikergeneration keine besondere Beachtung gefunden hatte. Ort und Zeitpunkt des Erscheinens sind bezeichnend: Rumohr publiziert seinen Aufsatz in der von Friedrich Schlegel herausgegebenen Zeitschrift Deutsches Museum im Jahre 1813, unmittelbar unter dem Eindruck der napoleonischen Besatzung der ehemals Reichsfreien Stadt Lübeck. Die Veröffentlichung setzt fachgeschichtliche Maßstäbe: In kontextbezogener, immer auf Autopsie beruhender Beschreibung nähert sich Rumohr seinen Gegenständen. Rumohr gelingt mit seinem Aufsatz nicht nur die gedankliche Umschreibung des norddeutschen Kulturraums, sondern er bringt mit ihm zugleich das "vaterländische" Patrimonium in das Bewußtsein der Zeitgenossen zurück. Die vorliegende Edition macht Rumohrs Aufsatz erstmals kommentiert zugänglich und ordnet ihn in die politische Zeitgeschichte und die kunstwissenschaftliche Fachgeschichte ein.
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Kategorie: Texte zur Wissensgeschichte der Kunst
Armand-Guy Kersaint
Abhandlung über die öffentlichen Baudenkmäler
Paris 1791/92
Französisch/Deutsch
Herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort von Christine Tauber
Gebunden, 305 Seiten
ISBN: 978-3-934877-79-5
Preis: Euro 38,00
Im Dezember 1791 entwarf Armand-Guy Kersaint (1742- 1793) in seinem Discours sur les monuments publics eine neuartige Monumentenlandschaft für Paris. Während der optimistischen Frühphase der Revolution wollte er innovative Symbolsysteme für die Selbstdarstellung der jungen Republik und repräsentative Gebäude für ihre neuen Institutionen etablieren. Auf der durch die Kahlschläge der Revolution geschaffenen Tabula rasa mit ihren funktionalen wie institutionellen Leerstellen im öffentlichen Raum konzipierte Kersaint neben einem Palais national für die Assemblée in der halbfertigen Madeleine-Kirche einen Cirque national auf dem Marsfeld. In seiner hier erstmals edierten und übersetzten Abhandlung plante er zudem, den fertigzubauenden Louvre als nationales Museum für den öffentlichen Kunstunterricht einzurichten. Mit seinen beiden Architekten, Jacques-Guillaume Legrand und Jacques Molinos, die die Entwürfe für diese nie ausgeführten Bauten lieferten, setzte Kersaint auf eine eklektische Richtung in der französischen Architektur des 18. Jahrhunderts, die Greek Revival und Stereometrie der sogenannten Revolutionsarchitektur in politisch wie künstlerisch höchst origineller Weise verband.
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Kategorie: Texte zur Wissensgeschichte der Kunst
Ernst Zacharias Platner
Über Schicks Laufbahn und Charakter als Künstler
Wien 1813
Herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort von Michael Thimann
Mit einem Beitrag von Jörg Trempler
Gebunden, 199 Seiten
Zahlreiche Abbildungen
ISBN: 978-3-935877-78-8
Preis: Euro 29,80
Im Jahre 1808 vollendete Gottlieb Schick in Rom sein Hauptwerk Apoll unter den Hirten, das von der zeitgenössischen Kritik emphatisch begrüßt wurde. Diesem Programmbild des deutschen Idealismus ist kein Gemälde des Malers nachgefolgt, daß seinen Ruhm hätte befestigen können. Schick starb bereits .... in Stuttgart. Der aus diesem Anlaß verfaßte Nachruf des Malers und Kunstschriftstellers Ernst Zacharias Platner wird hier erstmals in einer kommentierten Ausgabe vorgelegt. Seine Bedeutung für die Geschichte der Kunsthistoriographie besitzt dieser Text nicht nur durch die biographischen Informationen über den Maler, sondern es handelt sich um eine literarisch hochambitionierte Lebensbeschreibung, die Carl Ludwig Fernows Leben des Künstlers Asmus Jakob Carstens (Leipzig ....), der ersten modernen Künstlermonographie in deutscher Sprache, an die Seite zu stellen ist. Platners Nachruf ist eine klassizistische Programmschrift. Hier wird das Musterbild eines idealistischen Künstlers entworfen, der mit der Neudefinition seines Nachahmungskonzepts aus dem Geiste der Franzosen-Kritik, der Griechen-Verehrung und einer neuartig wahren Naturempfindung den Zeitgenossen zum Vorbild dienen soll. Im Kommentar zur Edition und den beigefügten Aufsätzen wird Platners Konzeption eines Künstlers, der aus seiner Phantasie schöne und erhebende Bilder eines idealen Altertums und einer besseren Natur schöpft, in den ästhetischen Debatten um 1800 kontextualisiert.