Iablis Jahrbuch für europäische Prozesse 2005

Iablis Jahrbuch für europäische Prozesse 2005Iablis. Jahrbuch für europäische Prozesse

Übersprungene Identität. Von Proto-Nationen und Post-Existenzen

4.Jahrgang 2005

Broschur, 240 Seiten

ISBN 10: 3-934877-48-6

ISBN 13: 978-3-934877-48-1

Preis: Euro 25,00

Beiträge: Alfred C. Goodson: American Gothic; Raymond Verdaguer: AvantG (13 Linolschnitte) und ein Gespräch mit dem New Yorker Künstler; Herfried Münkler im Gespräch mit Renate Solbach; Burckhard Dücker: Möglichkeiten und Aspekte eines europäischen Erinnerungsraums; Ulrich Schödlbauer: Croces Türken; Catherine Robert: Die Brückenfunktion Deutschlands im neuen Europa und der Umgang mit deutschen Spuren in Polen; Reinhard Düßel: Identität; Ronald Perlwitz: Die Nation der Dichter; Sándor Tatár: Fünf Gedichte (ung./deutsch); Jörg Büsching: Herrscher ohne Land; Danielle Buschinger: Einige Bemerkungen zum Begriffsfeld Nation im Mittelalter; Manfred Riedel im Gespräch mit Steffen Dietzsch; Antonio López-Pina: EU-Recht und verfassungsrechtlicher Gleichheitssatz; Frank Grimm: Gerhard Altenbourg; Rezensionen.

'Übersprungene Identität': der Ausdruck bezeugt auf den ersten Blick einen Mangel, auf den anderen vielleicht eine intelligente Lösung. Wenn die EU ihr Einigungswerk 'vorantreibt' und dabei nach einer am Wegrand liegenden europäischen Identität Ausschau hält, dann ist unterstellt, dass diese sich irgendwann 'ergibt' - wenn nicht, stehen genügend Strategien bereit, den Mangel zu neutralisieren. An die Stelle 'gewordener' Identität treten dann materielle und universale Werte, für die es sich immer einzutreten lohnt. Das geht der Person nicht anders: wer Grundsätze vertritt, hat vielleicht keine Persönlichkeit, allein er kommt zurecht. Die Grundsätze aber, sie sind der Kern des Dilemmas: Wer nicht weiß, wer er ist, hat auch keinen Grund, sie zu leben. Sie diffundieren wie der Rest der Person. Von einer Haut zusammengehalten wird jeder; die Haut aus Gesetzen und Bürokratie, die das entfernt 'staatsähnliche Gebilde' EU zusammenhält, steht für nichts außer dem Prozess, der sie hervorgebracht hat und weiterhin hervorbringt. In ihm tummeln sich mehr Identitäten, als einer wahrhaben mag, der, den Blick auf das Ganze gerichtet, die eine vermisst, auf die alles ankäme. (Aus dem Vorwort der Herausgeber)