de Ligne: Gedanken und Fragmente

de Ligne: Gedanken und FragmenteCharles Joseph Fürst de Ligne

Gedanken und Fragmente

Herausgegeben und übersetzt von Michael Rumpf

Mit einem Essay von Sainte-Beuve über de Ligne

Gebunden, 112 Seiten

ISBN: 978-3-934877-58-0

Preis: Euro 19,80

Die Gedanken und Fragmente des Fürsten Charles Joseph de Ligne (1735-1814) vermitteln die Kunst des Beiläufigen. Der Reiz der Unmittelbarkeit, den die historische Distanz kaum mindert, legt den Eindruck nahe, daß der Geist nicht immer weht, wo er will, sondern oft dort, wo die Thermik der Salons ihn begünstigt. De Ligne war sich bewußt, daß er die Fülle seiner Einfälle und Beobachtungen nicht nur seiner Begabung, sondern auch seinem gesellschaftlichen Stand und Milieu verdankte, den Höfen und Palästen, an und in denen er lebte, den Briefen, die er wechselte, den Bekanntschaften, die er schloß, den Dialogen, die er führte. Geist beruft sich nicht auf die Einsamkeit, er entfaltet sich in der Geselligkeit, er steht hier nicht gegen Tradition, er definiert sich durch sie. Zeugnis einer untergegangenen Welt, zeigen seine Bemerkungen, daß die Vorstellung, das Vergangene habe, da zu Recht vergangen, der Gegenwart nichts zu sagen, täuschen kann.

Leseprobe:
"London hat mich stärker überrascht als Venedig. Eine Stadt inmitten des Meeres konnte ich mir vorstellen. Dann brauchte man sich nur eine Flutwelle hinzuzudenken, die aus den Straßen Kanäle machte, und man hatte ein Bild von Venedig. Aber breite und bequeme Bürgersteige, herrliche Geschäfte, überall unerhörte Sauberkeit, beleuchtete Spazierwege, auf denen Konzerte und Spiele stattfinden, nirgendwo Wachleute, herrliche Gärten, ein Ufer, das Vielfalt und bewundernswerten Prunk hinzufügt, schließlich alles, was man sich nur ausdenken kann, um das schönste Fest zu feiern, all das findet man tagtäglich an vier oder fünf Orten in London."