In der Reihe der Texte zur Wissensgeschichte der Kunst werden zentrale und weniger bekannte Quellentexte in kommentierten deutschsprachigen Ausgaben zugänglich gemacht. Den ausgewählten Texten wird dabei eine grundlegende Bedeutung für die Wissensgeschichte des Bildes in der Frühen Neuzeit zugemessen. Hierbei ist von besonderem Interesse, ob in der schriftlichen Reflexion wichtige Fragen zur Epistemologie des Bildes greifbar werden. Der genuine Malereitraktat kann dabei ebenso aussagekräftig sein wie die humanistische Impresentheorie, die Künstlervita oder wahrnehmungstheoretische Traktate und ähnliche kunstrelevante wissenschaftliche Texte. Die Öffnung der Schriftenreihe zur frühneuzeitlichen Wissenschaftsgeschichte signalisiert, daß es den Herausgebern um die grundlegende Frage des Austausches zwischen Kunst und Wissenschaft in der Frühen Neuzeit geht. Der Schwerpunkt liegt einerseits auf Texten, die der Forschung bisher unbekannt geblieben sind, andererseits aber auf solchen, die durch eine neue Übersetzung und Kommentierung stärker in aktuelle Fragestellungen der Bildforschung einbezogen werden können. Das Ziel ist, das bestehende Corpus der „Kunstliteratur“ zu erweitern und dessen eng gezogene Grenzen zu durchbrechen, indem auch Schriften in den Blick geraten, die nicht ausschließlich kunsttheoretischer Natur sind. Die Ankündigung der Buchreihe versteht sich auch als ein Aufruf an interessierte Kunst- und Wissenschaftshistoriker/innen, selbst mit Vorschlägen für eine Edition an die Herausgeber heranzutreten.

Die Texte zur Wissensgeschichte der Kunst werden von der Max-Planck-Research-Group Das wissende Bild. Epistemologische Grundlagen profaner Bildlichkeit vom 15. bis 19. Jahrhundert am Kunsthistorischen Institut in Florenz (Max-Planck-Institut) in Zusammenarbeit mit dem Manutius Verlag herausgegeben.

Editionsplan

Thimann/Zittel (Hg.): Harsdörffers Kunstverständige Diskurse

Thimann/Zittel (Hg.): Harsdörffers Kunstverständige DiskurseMichael Thimann, Klaus Zittel (Hgg.)

Georg Philipp Harsdörffers 'Kunstverständige Diskurse'

Beiträge zu Kunst, Literatur und Wissenschaft in der Frühen Neuzeit

Gebunden, 338 Seiten

Mit zahlreichen Abbildungen

ISBN: 978-3-934877-77-1

Preis: Euro 49,00

Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658) hat mit seinem Kunstverständigen Discurs von der edlen Mahlerey (Nürnberg 1652) den ersten eigenständigen Malereitraktat in deutscher Sprache veröffentlicht. Harsdörffers Begriff der »Kunst« ist jedoch nicht allein auf die Malerei oder die bildende Kunst im engeren Sinne beschränkt. Flankierend zur Neuedition dieses Traktates aus dem Jahre .... versammelt der vorliegende Band daher Beiträge, die der Frage nachgehen, wie Harsdörffer Bild und Wissen auch in anderen Bereichen auf »kunstverständige Weise« in Beziehung gesetzt hat, etwa in der Dichtung, der Rhetorik, der Schauspielkunst sowie in der Kunst des Hofmannes, den artes mechanicae, der ars musica und den Festzügen, der Übersetzungs- und der Rechenkunst. Dabei werden auch Harsdörffers Rezeption von Kunstwerken und Kunsttraktaten sowie seine unmittelbare Wirkung auf den Kunstdiskurs in Deutschland in den Blick genommen.

Inhalt:
Michael Thimann und Claus Zittel: Vorwort
Michael Thimann: Bilddiskurse von Dürer bis Winckelmann. Eine Revision anläßlich der Edition von Harsdörffers Kunstverständigem Discurs von der edlen Mahlerey
Heiko Damm: Georg Philipp Harsdörffer und Michelangelos Witz
Martina Papiro: Medien-Akrobatik. Zu Schrift, Bild und Zahl im »Schauspiel zu Roß« im VII. Band der Frauenzimmer Gesprächspiele
Anna Schreurs: »In allen seinen Werken versteht man mehr, als das bloße Gemähl zeiget«: Joachim von Sandrart im Zentrum des Dichterlobs
Ursula Kocher: Bild und Gedanke – Georg Philipp Harsdörffers Emblematiktheorie
Hole Rößler: Fürhang, Schirm und Sündendeck. Der Zusammenhang von Emblematik und Erkenntnistheorie in Harsdörffers Figur des Schleiers
Berthold Heinecke: Georg Philipp Harsdörffer und die Artes Mechanicae
Volker Scherliess: Musikinstrumente bei Harsdörffer
Hans-Gert Roloff: Harsdörffers Buchprojekt »Der kluge Hofmann« (....)
Claus Zittel: »die so gefährliche Warheit verübter Geschichte«. Übersetzungskunst und Rätselspiel in Harsdörffers Heldenspiel Japeta
Wolfgang Neuber: Harsdörffers Gespenster

Harsdörffer: Von der Mahlerey

Harsdörffer: Kunstverständiger DiscursGeorg Philipp Harsdörffer
Kunstverständiger Discurs von der edlen Mahlerey
Herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort von Michael Thimann
Gebunden, 159 Seiten, zahlreiche Abbildungen, € 29.80
ISBN 978-3-934877-72-6 

Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658) ist als Dichter, Dichtungstheoretiker, Emblematiker, Übersetzer, Wissenschaftsvermittler und Organisator des literarischen Lebens im Nürnberg des 17. Jahrhunderts bekannt. Seit der Entdeckung des Kunstverständigen Discurs von der edlen Mahlerey im Jahre 1996 ist er auch als genuiner Kunst- und Bildtheoretiker verstärkt in das Blickfeld gerückt. Mit der hier vorliegenden Edition wird dieser Text erstmals kommentiert zugänglich gemacht. Harsdörffer besaß eine große Sensibilität für die Übergänge von literarischem und bildlichem Ausdruck. Hier wird ein Autor greifbar, dem das Denken in Bildern und der produktive Umgang mit der bildenden Kunst eine selbstverständliche Voraussetzung seines dichterischen und populärwissenschaftlichen Schaffens war. Harsdörffers Malereitraktat ist nicht nur ein zentrales Dokument für die Geschichte des Denkens und Sprechens über die Bilder in deutscher Sprache, sondern in seiner knappen Form auch ein überaus bemerkenswerter Text frühneuzeitlicher Wissensvermittlung und Wissenspopularisierung.