Schödlbauer: Das Bersten

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Ulrich Schödlbauer

Das Bersten

Erzählung

Paperback, 270 Seiten

ISBN: 978-3-944512-12-9

Preis: Euro19,80

 

Das Bersten ist die Bestandsaufnahme einer Beziehung im Augenblick ihres einsetzenden Zerfalls. Der Dozent der Philosophie Tronka durchlebt während eines Migräneanfalls an einem südfranzösischen Urlaubsort ein zweites Mal die Momente einer Partnerschaft, in denen das Ende von Anfang an programmiert erscheint. Tronka, Lesern der Versiegelten Welt aus den vorliegenden Bänden Das Ungelebte und Hiero vertraut, analysiert unter Schmerzen, was dran ist an der von seiner Generation als Lebensform gewählten ›Beziehung‹. »Beziehung ist Lebenspartnerschaft, Lizenz zum Ausleben all dessen, was in einer Welt, in der Menschen einander verzeihen, ungelebt bleibt, weil jedes Verzeihen sonst sinnlos wäre. Beziehung und Ungelebtes schließen einander aus. ›Ich lebte alles‹ steht als Motto über den Viten der Beziehungsheroen und -heroinen und alles stürzt hinterdrein. Hat er alles gelebt? Falls er es wollte, so ist er daran gescheitert. Wollte er es? Ja sicher.« Im Gefüge der Versiegelten Welt schließt das Geschehen an Tronkas gescheiterte Ehe mit Pida aus Kybrium an.

»Der Denker Tronka kennt kein ›Hinieden‹. Dabei lebt er es wie der demutsvollste Klosterbruder. Kein Gesellschaftsmensch kann ihm das Wasser reichen. Jeder darf ihn verlachen und Tronka gibt ihm innerlich recht. Er lacht gern und viel, aber nicht über sich selbst. Der Stachel sitzt tief. Sein verborgenster Wunsch: nicht geboren zu sein. Sein oberflächlichster: die Fülle der Welt genießen. Sein gefühltester: Größe. Sein kleinlichster: Liebe.«

Rezension:

"[...] Das Buch ist keine Ezählung im engeren literaturwissenschaftlichen Sinne, da der Text mehr beschreibt als eine einfache Begebenheit, die der Lebenswirklichkeit entspringt. Im weiteren Sinne allerdings schon, da es eindeutig dem narrativen Genre zuzuordnen ist. Und in der Lebenswirklichkeit ist es tief verwurzelt.

Die erzählte Geschichte setzt mit dem Migräneanfall des Protagonisten Tronka, einem Philosophiedozenten, ein. Dieser Anfall findet statt, als sich Tronka mit seiner Partnerin und einer Gruppen von Freunden auf einer Urlaubsreise befindet. Die Partnerschaft ist am Ende. Tronka reflektiert die Ursachen dieses Scheiterns im Zusammenhang mit seiner ebenfalls zerbrochenen Ehe. Stilistisch und formal ist der Text moderne Literatur im besten Sinne.

Wir sind einem durchgehenden Bewusstseinsstrom ausgesetzt, der von der Migränesituation ausgehend Fragen der modernen Existenz betrachtet. Alle im klassischen Sinne narrativen Elemente, auch die wenigen der Gegenwartsebene, dem Urlaubsgeschehen gewidmeten Passagen, sogar dialogische, sind als Reflexionsmonolog abgebildet. Der Text hat nichts von der Gefälligkeit neorealistischer Gegenwartsliteratur, die dagegen biedermeierlich und hoffnungslos altmodisch oder kitschig wirkt. Der Autor schreibt stilistisch auf der Höhe von Joyce oder Musil, allerdings vor einem ganz anderen kulturgeschichtlichen Hintergrund als diese Autoren der Moderne. [...]"
(Jobst Landgrebe / Achgut 14.9.2025)